Jura studieren ohne Staatsexamen - seit der Einführung des Bachelor of Laws im Zuge der Bologna-Reform geht das. Doch was lernt man in so einem Studium und wie steht es um die Berufschancen? Das und noch mehr erfährst Du in diesem Artikel!
Was ist der Bachelor of Laws?
Der Bachelor of Laws ist ein international anerkannter akademischer Grad, den man in einem Grundstudium mit juristischen Inhalten erwerben kann. Die Abkürzung "LL.B." leitet sich aus dem lateinischen Begriff "Legum Baccalaureus" ab. Sie ist zugleich der Titel, den Absolventen hinter ihrem Namen führen. Bachelor of Laws-Studiengänge sind eine Alternative zum "klassischen" Jura-Studium, das mit den beiden Staatsexamina endet. Mit einem Bachelor of Law-Abschluss kannst Du viele berufliche Tätigkeiten im Bereich der freien Wirtschaft und der Rechtsberatung ausüben. Für die klassischen juristischen Berufe Richter, Anwalt und Notar brauchst Du aber die beiden Staatsexamina.
Welche Studiengänge schließen mit dem Bachelor of Laws ab?
Es gibt in Deutschland mittlerweile mehr als 50 Studiengänge, die zu dem Titel "LL.B." führen. Während das klassische Rechtswissenschaften-Studium nur an Universitäten angeboten wird, findet man Bachelor of Law-Studiengänge zunehmend auch an Fachhochschulen. Dabei gibt es grundsätzlich zwei Varianten:
- An manchen Hochschulen ist der Bachelor of Laws in das klassische Studium der Rechtswissenschaften integriert. Du erwirbst den Titel also nebenbei, während Du auf die beiden Staatsexamina zusteuerst.
- Meistens aber handelt es sich um eigenständige Studiengänge, die - anders als das allgemeine Jura-Studium zum Staatsexamen - einen inhaltlichen Schwerpunkt haben oder interdisziplinär ausgerichtet sind. Das mit Abstand häufigste LL.B.-Studium ist Wirtschaftsrecht, die englischsprachige Variante nennt sich Business Law. Weitere Studienangebote sind z.B.:
- Steuerrecht
- Betriebswirtschaft und Recht
- Sozialrecht
- Informationsrecht
- Politik und Recht
- Europäisches Verwaltungsrecht
- Recht, Finanzmanagement und Steuern
- Recht, Personalmanagement und -psychologie
Studiengangsempfehlungen
Welche Voraussetzungen brauche ich für den LL.B.?
Als wichtigste formale Voraussetzung brauchst Du eine Hochschulzugangsberechtigung, um zu einem LL.B.-Studium zugelassen zu werden. Folgendes kommt dafür in Frage:
- Allgemeines Abitur: Damit bist Du berechtigt, an Universitäten und an Fachhochschulen zu studieren.
- Fachabitur: Mit Fachhochschulreife bist Du - wie der Name schon sagt - nur an Fachhochschulen zum Studium zugelassen. Mit einer fachgebundenen Hochschulreife im Zweig Wirtschaft stehen Dir LL.B.-Studien mit wirtschaftlichem Schwerpunkt offen.
- Berufliche Qualifikation: Häufig gibt es Wege, auch ohne Abi ein Bachelor of Law-Studium zu beginnen, wenn Dich Dein beruflicher Hintergrund dafür qualifiziert. Als berufliche Qualifikation gilt eine 2-jährige, facheinschlägige Berufsausbildung zusammen mit 3 Jahren Berufspraxis - im Fach Wirtschaftsrecht zählen etwa kaufmännische Ausbildungen als facheinschlägig. Oder Du kannst einen fachrelevanten Meistertitel oder eine Aufstiegsfortbildung vorweisen (z.B. IHK-Fachwirt oder staatlich geprüfter Betriebswirt).
Wie ist der Bachelor of Laws aufgebaut?
Bachelor of Law-Studiengänge haben eine Regelstudienzeit von 6 bis 7 Semestern, manchmal ist ein ergänzendes Praxis-Semester in einem Unternehmen oder einer anderen Organisation vorgesehen. Wie alle Bachelor-Studien sind auch LL.B.-Studien durch einzelne "Bausteine", sogenannte Module, strukturiert. Module sind Lerneinheiten, zu denen jeweils mehrere thematisch zusammenpassende Lehrveranstaltungen gehören. Der genaue Aufbau variiert natürlich von Studiengang zu Studiengang, meistens aber laufen die Studien wie folgt ab:
- In den ersten Semestern hast Du Basismodule, in denen Dir die Grundlagen des Fachbereichs vermittelt werden. Studierst Du beispielsweise Wirtschaftsrecht, dann machst Du Dich hier mit den Grundzügen des Rechtssystems und den Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre (BWL) vertraut. Außerdem werden Dir wissenschaftliche Methoden vermittelt.
- Danach folgen die Kernmodule, in denen Du Dich mit fachspezifischen Inhalten auseinandersetzt. Im Fach Wirtschaftsrecht sind das beispielsweise betriebswirtschaftliche Themen wie Personalmanagement und Buchhaltung sowie juristische Themen wie Kartellrecht oder Insolvenzrecht.
- Ab dem vierten oder fünften Semester wählst Du in der Regel einen von mehreren Schwerpunktbereichen. Du spezialisierst Dich beispielsweise auf internationales Recht oder Steuerrecht.
- Darüber hinaus hast Du Ergänzungsmodule, in denen Dir Zusatzqualifikationen vermittelt werden, etwa Wirtschaftsenglisch oder Verhandlungsführung.
- Zum Schluss verfasst Du Deine Bachelorarbeit, mit der Du zeigst, dass Du eigenständig wissenschaftlich arbeiten kannst. Sie hat normalerweise einen Umfang von etwa 30 bis 40 Seiten.
Im Unterschied zum klassischen Rechtswissenschaften-Studium werden in den meisten LL.B.-Studien nicht alle Rechtsgebiete abgehandelt. Studierst Du beispielsweise Wirtschaftsrecht, dann kann es sein, dass Du mit Strafrecht oder Erbrecht kaum in Berührung kommst. Andererseits erwirbst Du Zusatzkompetenzen wie Rhetorik und Mediation, die wiederum im klassischen Jura-Studium nicht verpflichtend vorgesehen sind.
Ein weiterer Unterschied zum klassischen Jura-Studium ist, dass Du Deine Prüfungen laufend während des Studiums ablegst. Du musst Dich also keiner Abschlussprüfung stellen, bei der Du den Stoff aus Deinem gesamten Studium parat haben solltest!
Für wen ist der Bachelor of Laws geeignet?
Bachelor of Laws-Studien bieten Dir die Möglichkeit, innerhalb von 3 Jahren einen berufsqualifizierenden Abschluss im Rechtsbereich zu erlangen. Falls Du Dich für juristische Themen interessierst, aber nicht unbedingt den langen Weg des klassischen Jura-Studiums beschreiten willst, könntest Du in einem Bachelor of Laws-Studiengang gut aufgehoben sein.
Natürlich ist auch ein LL.B.-Studium kein Honiglecken und Du wirst jede Menge Lernstoff zu bewältigen haben, bis Du schließlich Deinen Abschluss in der Tasche hast! Damit Du sicher durch den Paragraphen-Dschungel navigierst, solltest Du vor allem Freude am logischen Argumentieren haben und Dich von trockenen Gesetzestexten nicht abschrecken lassen. Nicht ganz unwichtig ist auch Deine sprachliche Ausdrucksfähigkeit. In Studiengängen mit wirtschaftlichem Schwerpunkt wirst Du es zudem viel mit Zahlen, Bilanzen und Statistiken zu tun haben.
Die meisten Bachelor of Laws-Studiengänge haben einen wirtschaftlichen Schwerpunkt und sind damit interdisziplinär ausgerichtet. Falls Du also noch zwischen BWL und Jura schwankst, dann kannst Du mit einem LL.B.-Studium auch einfach beides verbinden!
Was mache ich nach dem Bachelor of Laws?
Ein Jurist als Bachelor? Vor der Umsetzung der Bologna-Reform war das undenkbar und noch heute herrscht unter Studienanfängern oft Unsicherheit, was der Bachelor of Laws nun eigentlich bringt.
Eines muss Dir klar sein: Die staatlich reglementierten Berufe Richter, Staatsanwalt, Rechtsanwalt und Notar stehen nur sogenannten "Volljuristen" offen, die das Rechtsreferendariat und die beiden Staatsexamina absolviert haben. Wenn Du Deine Zukunft in diesem Bereich siehst, kommst Du um das klassische Jura-Studium also nicht herum.
Andererseits ist der Weg zum Volljuristen lang und steinig: Zusätzlich zu 9 Semestern Studium musst Du hier noch ein zweijähriges Rechtsreferendariat bewältigen und die beiden Staatsexamina bestehen, "fertiger" Jurist bist Du also frühestens nach 7 Jahren. Und nicht immer läuft alles glatt: Manche Kandidaten bestehen die staatliche Prüfung nicht im ersten Anlauf, andere finden nicht sofort eine Referendariatsstelle. Der Bachelor of Laws ist dagegen realistisch innerhalb von 3 Jahren zu schaffen.
Und wie steht es um die Berufschancen? Zwar können Bachelor of Laws-Absolventen nicht vor Gericht auftreten, in der freien Wirtschaft ist ihr Fachwissen aber sehr gefragt! LL.B.-Studiengänge bereiten Dich oft sogar besser auf die Praxis-Probleme eines Unternehmens vor als das klassische Jura-Studium, und das haben auch Personaler mittlerweile begriffen. Mit einem Bachelor of Laws-Abschluss hast Du somit gute Chancen, in der Rechtsabteilung eines Unternehmens oder in Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungs-Kanzleien unterzukommen.
Zusammengefasst hast Du mit dem Bachelor of Laws also folgende Möglichkeiten:
- Falls Du ein integriertes Studium gewählt hast, erwirbst Du den Bachelor of Laws als Zwischenstation auf Deinem Weg zum Volljuristen. So hast Du immerhin einen ersten Abschluss, der Dir Sicherheit bietet, falls bei den Staatsexamina etwas schief gehen sollte.
- Willst Du höher hinaus, kannst Du aber auch ein Master of Laws-Studium anschließen. In so einem Studium vertiefst und erweiterst Du Dein Wissen, was sich günstig auf Dein späteres Gehalt und Deine Aufstiegsmöglichkeiten auswirken kann.
- Hast Du nach 3 Jahren Studium genug vom Büffeln, dann stehen Dir mit dem Bachelor of Laws zahlreiche berufliche Tätigkeiten in der freien Wirtschaft offen.
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