Ein Freiwilliges Soziales Jahr gibt Dir die Möglichkeit, in einem sozialen oder kulturellen Bereich Verantwortung zu übernehmen und Dich beruflich zu orientieren. Wir zeigen Dir, welche Voraussetzungen Du für ein FSJ erfüllen musst und mit wie viel Geld Du für Deine Mühen rechnen kannst.
Wo finde ich Stellen für ein FSJ?
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Jahr in einem sozialen oder kulturellen Bereich zeigt Dir praktische Hilfstätigkeiten, die zum Beispiel in einem Kindergarten, einem Altenheim oder in der Denkmalpflege alltäglich sind.
- Du musst zwischen 15 bzw. 16 (je nach Bundesland) und 26 Jahren alt sein sowie Deine Schulpflicht erfüllt haben, um das Freiwillige Soziale Jahr machen zu dürfen.
- Du erhältst maximal 438 Euro monatlich für Deine Tätigkeit.
- Das FSJ dauert in der Regel 12 Monate. In einigen Fällen ist auch eine Tätigkeit über 6 oder 18 Monate möglich.
Was ist ein Freiwilliges Soziales Jahr?
Ein Freiwilliges Soziales Jahr ist ein Freiwilligendienst für junge Menschen, der vor allem im sozialen Bereich absolviert wird. Daneben ist ein FSJ jedoch auch in anderen Bereichen wie Kultur, Sport und Denkmalpflege möglich.
Du widmest Dich dabei überwiegend praktischen Hilfstätigkeiten, zum Beispiel
- in der Kinder- und Jugendhilfe,
- in der Gesundheits- und Altenpflege,
- in der Behindertenhilfe,
- in der Kultur- und Denkmalpflege,
- in der Integration,
- im Zivil- und Katastrophenschutz und
- im Umwelt- und Naturschutz.
Du arbeitest bei der Einrichtung in Vollzeit (rund 40 Stunden pro Woche) über einen Zeitraum zwischen 6 und 18 Monaten. In dieser Zeit stehen zudem 25 Seminartage an, die Dich über die praktische Arbeit Deiner Einsatzstelle, aber auch zu Aktuellem aus Kultur, Politik, Religion und Gesellschaft unterrichten. Damit ist das Freiwillige Soziale Jahr ein Orientierungs- und Bildungsjahr, das Deine Persönlichkeit stärken und Dir Kompetenzen für Dein späteres Berufsleben verleihen soll.
Das FSJ funktioniert nach dem sogenannten Trägerprinzip. Das heißt: Du kannst das soziale Jahr nur bei einer Einrichtung oder Organisation machen, die von der jeweiligen Landesregierung als Träger anerkannt ist. Das können zum Beispiel
- die Gebietskörperschaften Bund, Länder und Gemeinden,
- Religionsgesellschaften und
- Wohlfahrtsverbände
sein.
Wer kann ein FSJ machen?
Du kannst ein Freiwilliges Soziales Jahr machen, wenn Du Deine Schulpflicht vollständig erfüllt hast. Das ist je nach Bundesland unterschiedlich, liegt aber entweder bei 15 oder 16 Jahren. Welchen Schulabschluss Du absolviert hast, spielt für das FSJ keine Rolle. Darüber hinaus darfst Du nicht älter als 26 Jahre alt sein, während Du das soziale Jahr absolvierst. Das heißt: Du kannst das FSJ in Deutschland nicht anfangen, wenn Du während der Zeit 27 wirst.
Wo kann man ein FSJ machen?
Die meisten Schulabsolventen suchen sich eine Einrichtung im sozialen Bereich für ihr FSJ. 2002 wurde jedoch das FSJ-Gesetz novelliert, so dass Du heute in diesen Bereichen aktiv werden kannst:
Soziale Einrichtungen
Entscheidest Du Dich für eine soziale Einrichtung, kommst Du zum Beispiel in Kindertagesstätten, Altenpflegeeinrichtungen oder Behindertenheimen zum Einsatz. Der Schwerpunkt Deiner Tätigkeit liegt dann darin, hilfsbedürftige Menschen in ihrem Alltag zu unterstützen.
Kulturelle Einrichtungen
Interessierst Du Dich für kulturelle Einrichtungen, kannst Du Dein Freiwilliges Soziales Jahr zum Beispiel in Musikschulen, Museen, Theatern oder Jugendkulturzentren absolvieren. Du lernst dann, wie der Unterricht in und die Organisation von kulturellen Einrichtungen abläuft.
Spiel-, Sport- und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche
Das FSJ Sport thematisiert die Arbeit in Einrichtungen, die Freizeitangebote für Kinder- und Jugendliche organisieren. Das kann zum Beispiel ein FSJ im Kindergarten, in einem Sportverein oder in einer Schule sein.
Denkmalpflege
Entscheidest Du Dich für ein Jahr in der Denkmalpflege, kommst Du in Vereinen, Büros, Ämtern oder Museen zum Einsatz, die sich um den Erhalt von Denkmälern kümmern. Das heißt: Du schaust Verantwortlichen dabei über die Schulter, wie sie Schlösser, Kirchen, Friedhöfe und besondere Gärten pflegen.
Politik
Interessierst Du Dich für politische Arbeit, kommt für Dich ein FSJ bei Menschenrechtsorganisationen, Ämtern, Bürgerbüros und kirchlichen Verbänden infrage. Du lernst dann die Tätigkeiten kennen, die politisch für einen Bezirk oder eine Stadt verantwortlich sind.
Digital
Ursprünglich als Modellprojekt in Sachen-Anhalt und Rheinland-Pfalz gestartet, findest Du mittlerweile deutschlandweit Einrichtungen, die ein FSJ in einem digitalen Bereich anbieten. Dabei lernst Du technische Fertigkeiten und Fähigkeiten kennen, um neue Medien kompetent in einem gemeinnützigen Bereich zu integrieren. Das heißt: Du hilfst bei der Umsetzung von digitalen Projekten.
Wie wird das FSJ bezahlt?
Grundsätzlich versteht sich das Freiwillige Soziale Jahr als freiwilliges Engagement. Du erhältst jedoch ein Taschengeld. Dies variiert von Einrichtung zu Einrichtung. Maximal kann dies jedoch 6 Prozent der Beitragsbemessungsgrenze der allgemeinen Rentenversicherung sein. Aktuell sind das 438 Euro pro Monat.
Einrichtungen sind zudem verpflichtet, Dir Unterkunft und Verpflegung zu stellen. Tun sie das nicht, erhältst Du dafür eine Pauschale. Bietet die Einrichtung grundsätzlich keine Unterkunft oder Verpflegung an, wie zum Beispiel bei einem Freiwilligen Sozialen Jahr im Kindergarten, erhältst Du keine Pauschale. Daneben zahlt die Einrichtung auch Deine Sozialversicherungsbeiträge. Das heißt: Sie kommt für Deine Kranken-, Pflege-, Arbeitslosen- und Rentenversicherung auf. Zudem zahlt sie Dir eine Unfall- und Haftpflichtversicherung.
Wie lange dauert ein Freiwilliges Soziales Jahr?
In der Regel dauert ein Freiwilliges Soziales Jahr 12 Monate. Diese solltest Du an einem Stück ableisten. Einige Stellen bieten Dir jedoch ein FSJ für nur ein halbes Jahr oder gleich für 18 Monate an. Das ist dann ebenfalls möglich. In Ausnahmefällen darfst Du Deine Tätigkeit auch auf 24 Monate ausweiten. Dafür musst Du jedoch ein pädagogisch besonders wertvolles Konzept vorlegen, das die 2 Jahre rechtfertigt.
Welche Gründe sprechen für ein FSJ?
Ein Freiwilliges Soziales Jahr kann sich für Dich sowohl beruflich als auch menschlich lohnen:
- Kennenlernen von sozialen Arbeitsfeldern: Ein Freiwilliges Soziales Jahr zeigt Dir in der Praxis, welche Herausforderungen und Facetten die Arbeit in einer sozialen Einrichtung mitbringt. Auf diese Weise erhältst Du einen Einblick, was es heißt, hilfsbedürftige Menschen in ihrem Alltag zu unterstützen.
- Klarheit für Berufswunsch: Hast Du bereits den Berufswunsch, später in einer sozialen oder kulturellen Einrichtung zu arbeiten, kannst Du diesen im Rahmen eines FSJs überprüfen. Denn: Du erhältst in dieser Zeit spannende Einblicke, die zeigen, ob Du mit Deinem Berufswunsch richtig liegst.
- Engagement für andere: Was heißt es eigentlich, für jemanden anderes da zu sein und Verantwortung zu übernehmen? Ein Jahr in einer sozialen Einrichtung vermittelt Dir ein gutes Gefühl dafür.
- Lernen neuer Fähigkeiten: Hast Du noch nie im sozialen Bereich gearbeitet, bringt Dir ein Freiwilliges Soziales Jahr neue Fähigkeiten bei. Denn: Hier lernst Du, Verantwortung zu übernehmen, Deine Empathie weiterzuentwickeln und jeden Tag für andere da zu sein.
- Einblick in die Arbeitswelt: Das Jahr in einer sozialen oder kulturellen Einrichtung ist nicht zuletzt auch ein Einblick in die heutige Arbeitswelt. Du lernst, Dein Leben auf eine Tätigkeit, die 40 Stunden in der Woche umfasst, auszurichten und konsequent an 5 Tagen in der Woche herausfordernden Aufgaben nachzugehen.
- Vorpraktikum: Einige Studiengänge wie „Medizin“ verlangen von Dir, dass Du vor Studienbeginn ein soziales Praktikum absolviert hast. Ein Freiwilliges Soziales Jahr gibt Dir damit nicht nur die Möglichkeit, Deine Fähigkeiten zu testen, sondern dies auch als Vorpraktikum zu nutzen.
- Wartezeitüberbrückung: Je nach Studiengang hast Du nicht immer die Möglichkeit, unmittelbar nach dem Abi Dein gewünschtes Studium anzufangen. Ein soziales Jahr lässt Dich daher die Wartezeit (oder einen Teil davon) bis zum Studienbeginn überbrücken. Denn: Es wird auf Deine Wartezeit an der Uni angerechnet.