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Gap Year: Welche Optionen habe ich?

Du hast gerade Dein Abitur gemacht, willst aber noch nicht gleich mit dem Studium oder einer Ausbildung beginnen? Viele Abiturienten oder Bachelor-Absolventen entscheiden sich für ein Gap Year, bevor es mit dem nächsten Lebensabschnitt weitergeht. Dir sind kaum Grenzen gesetzt, wie Du diese Zeit gestaltest. Wir erklären Dir die gängigsten Möglichkeiten und wie Du sie umsetzt.

Was ist ein Gap Year?

Wörtlich übersetzt ist ein Gap Year ein Lückenjahr. Vor allem Abiturienten machen ein Gap Year, bevor sie mit dem Studium beginnen. Aber auch Bachelor-Absolventen können sich eine solche Auszeit nehmen, bevor sie mit dem Masterstudium weitermachen. Ein Gap Year ist auch nach dem Uniabschluss und vor dem Berufsalltag möglich.

Das Gap Year dient dazu, dass Du Neues ausprobierst, die Welt entdeckst oder Arbeitserfahrung sammelst. Viele nutzen eine Pause zwischen Schule und Uni auch zum Entspannen, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern oder um sich überhaupt klarzuwerden, welches Studium sie anfangen sollen.

Es gibt sogar Studien, die zeigen, dass man nach einem Gap Year bessere Leistungen in der Uni erbringt als wenn man es nicht gemacht hat. Das liegt daran, dass Du durch das Jahr und die Organisation reifer wirst, dadurch Deine Fähigkeiten besser einschätzen und Deine Sprachkenntnisse verbessern kannst.

Welche Optionen habe ich für ein Gap Year?

Du kannst Dein Gap Year ganz nach Deinen Vorstellungen, Wünschen und Bedürfnissen gestalten. Die meisten entscheiden sich für eine Sprachreise, ein Praktikum, ein freiwilliges Jahr oder Work and Travel. Doch es gibt noch viele weitere Möglichkeiten für Dein Gap Year.

Wichtig ist, dass Du Dich rechtzeitig über die verschiedenen Angebote informierst. Vor allem bei Praktika im Ausland hast Du längere Vorlaufzeiten, und spontan wirst Du wahrscheinlich nicht mehr das finden, was Dich wirklich interessiert. Mit einer guten Vorbereitung wird Dein Gap Year aber sicher erfolgreich und genau so, wie Du es Dir vorstellst.

Zur Vorbereitung gehört auch, dass Du Dir überlegst, was Du in der Zeit überhaupt erreichen willst. Ist es Dir wichtig, Deine Sprachkenntnisse zu verbessern, willst Du einen neuen Kontinent entdecken, etwas Gutes tun oder endlich herausfinden, was Du studieren sollst? Je intensiver Du Dir über Deine Ziele Gedanken machst, desto einfacher wirst Du sie auch erreichen.

Sprachreise

Die Zeit zwischen Schule und Universität kannst Du hervorragend nutzen, um Deine Sprachkenntnisse zu verbessern und gleichzeitig noch eine neue Umgebung kennenzulernen. Dafür eignet sich eine Sprachreise hervorragend. Ob Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch oder eine weitere Sprache – die Auswahl ist sehr groß.

Du entscheidest, wie lange der Sprachkurs dauern soll und ob Du beispielsweise in einer Gastfamilie oder in einer WG wohnen willst. Auch die Art des Kurses – zum Beispiel Standard oder Intensiv – ist Dir überlassen. Du kannst Dir entweder selbst eine Sprachschule im Ausland suchen oder nutzt einen Anbieter, der Dir ein Komplettpaket aus Kurs, Materialien und Unterkunft schnürt.

Work and Travel

Work and Travel – also Arbeiten und Reisen – der Name sagt schon, worum es geht: Du gehst ins Ausland, reist durch das entsprechende Land oder Region und arbeitest währenddessen. Der Vorteil ist, dass Du so zumindest einen Teil der Reisekosten selbst verdienst. Außerdem sammelst Du Arbeitserfahrung, lernst ein neues Land kennen und verbesserst Deine Sprachkenntnisse.

Durch ein sogenanntes Working-Holiday-Visum kannst Du für eine bestimmte Zeit in dem Land relativ einfach eine Arbeit aufnehmen. Allerdings muss Deutschland mit dem Land ein Abkommen haben. Zu diesen Ländern gehören unter anderem Kanada, Australien, Neuseeland, Argentinien, Japan, Südkorea, Hongkong und Taiwan. Um das Visum solltest Du Dich rechtzeitig kümmern, da viele Länder nur ein bestimmtes Kontingent an solchen Visa bereitstellen.

Die Arbeit, die Du Dir vor Ort suchst, ist sehr vielfältig. Häufige Jobs bei Work and Travel sind zum Beispiel in Hostels an der Rezeption, als Animateur im Hotel, in einem Call-Center oder als Erntehelfer. Es gibt auch das Modell, dass Du arbeitest und dafür Unterkunft und Verpflegung gestellt bekommst, aber kein Gehalt gezahlt bekommst. Solche Jobs findest Du im sozialen Bereich oder im Tier- und Umweltschutz.

Du kannst Dein Work and Travel selbst organisieren oder Du buchst eine Reise bei einem Veranstalter, der auf Work and Travel spezialisiert ist. Solche Agenturen haben meistens Kooperationen mit staatlichen oder privaten Jobbörsen im Ausland. Dadurch sparst Du Dir einen großen Teil des Aufwandes, musst dafür aber auch bezahlen und bist unter Umständen vor Ort etwas weniger flexibel.

Auslandspraktikum

Ein Auslandspraktikum ist ein guter Weg, erste Arbeitserfahrungen zu sammeln und gleichzeitig Deine Sprachkenntnisse zu verbessern. Außerdem merkst Du so, ob Dir eine bestimmte Branche gefällt. Weil Auslandspraktika häufig lange Vorlaufzeiten haben und Du Dich eventuell um Visa und um eine Unterkunft kümmern musst, solltest Du Dich rechtzeitig darum kümmern.

Auslandspraktika kannst Du entweder selbst organisieren oder Du wendest Dich an eine Agentur, die darauf spezialisiert ist, Praktikumsstellen im Ausland zu vermitteln. Das macht es für Dich einfacher, ist jedoch mit Kosten verbunden. Ausgeschriebene Stellen findest Du auch in unserer Praktikumsbörse.

Freiwilliges Jahr

In Deinem Gap Year kannst Du auch ein freiwilliges Jahr machen. Es gibt viele verschiedene Arten eines Freiwilligendienstes: Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), das Du in sozialen Einrichtungen wie Kindergärten oder Altenheimen ableistest, aber auch das FSJ Kultur in Kulturbetrieben wie Theatern oder Museen sowie das FÖJ, das Freiwillige Ökologische Jahr, zum Beispiel in Umwelt-, Tier- und Naturschutzzentren. Außerdem gibt es das FSJ im Sport, FSJ in der Denkmalpflege sowie in der Politik.

Ein FSJ dauert mindestens sechs und höchstens 18 Monate. Während des FSJ hast Du Bildungstage, die Du zum Beispiel bei Seminaren mit anderen Freiwilligen Deiner Region verbringst. Du bekommst meist eine Vergütung, die jedoch stark von Einsatzstelle zu Einsatzstelle variiert. In manchen Stellen bekommst Du auch eine Unterkunft gestellt.

Seit die Wehrpflicht und der Zivildienst abgeschafft wurden, gibt es außerdem den Bundesfreiwilligendienst. Dieser Freiwilligendienst ist dem FSJ sehr ähnlich, außer dass es keine Altersbeschränkung gibt. Für ein FSJ darfst Du höchstens 27 Jahre alt sein.

Während Deines Freiwilligen Jahres sammelst Du Arbeitserfahrung und leistest einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft. Viele soziale und kulturelle Einrichtungen sind auf Ehrenamtliche angewiesen, seit es den Zivildienst nicht mehr gibt. Das ehrenamtliche Engagement zeichnet Dich aus und macht sich für spätere Bewerbungen gut im Lebenslauf.

Du kannst auch einen Freiwilligendienst im Ausland machen. Dafür gibt es verschiedene Programme. Mit „Weltwärts“ kannst Du für einen entwicklungspolitischen Dienst in Schwellen- und Entwicklungsländern nach Afrika, Asien oder Südamerika gehen.

„Weltwärts“ ist ein Lerndienst, der Nord-Süd-Austausch und das gemeinsame Lernen stehen im Vordergrund. Vor einem solchen Dienst musst Du oft einen Teil der Kosten durch Spenden selbst aufbringen. Außerdem gibt es meist deutlich mehr Bewerber als Stellen, die Konkurrenz um einen „Weltwärts“-Platz ist relativ groß.

Daneben gibt es noch den Internationalen Jugendfreiwilligendienst (IJFW) sowie den Europäischen Freiwilligendienst (EFD) sowie „Kulturweit“. Das ist ein Dienst im Bereich Kultur oder Bildung, zum Beispiel an Kulturinstituten oder an deutschen Schulen im Ausland.

Au Pair

Au Pair ist Französisch und bedeutet „auf Gegenleistung“, und das beschreibt es zutreffend: Gegen Verpflegung, Unterkunft und ein Taschengeld wohnst Du bei einer Familie und bist vor allem für die Kinderbetreuung zuständig. Die Aufgaben sind vielfältig, zum Beispiel machst Du Essen für die Kinder, bringst sie zur Schule, kümmerst Dich um die Wäsche und spielst mit ihnen.

Dazu kommen kleinere allgemeine Aufgaben im Haushalt. Oft wird empfohlen, in einem Vertrag genau festzuhalten, wann und wie viel Du arbeitest und welche Aufgaben Du erledigst. Gleichzeitig lernst Du den Familienalltag und eine andere Kultur kennen und verbesserst Deine Sprachkenntnisse.

Ein Vorteil am Au Pair ist, dass Du mit geringem Geldaufwand ins Ausland gehen kannst und Einblicke in Dein Gastland bekommst. Anders als beim Reisen erlebst und erfährst Du den Alltag und sprichst die Sprache in alltäglichen Situationen. Außerdem sammelst Du Erfahrung im Umgang mit Kindern, was hilfreich ist, wenn Du später in diesem Bereich tätig sein willst.

Eine Au Pair-Stelle bekommst Du meist über eine spezielle Agentur, die Dich an eine Familie vermittelt. Über spezielle Fragebögen versucht die Agentur herauszufinden, wie Du Dir das Zusammenleben vorstellst und welche Erwartungen Du hast. Außerdem hilft sie Dir, wenn es Probleme mit der Familie geben sollte.

Je nachdem, in welches Land Du gehen möchtest, gibt es bestimmte Voraussetzungen und Regelungen, zum Beispiel zum Mindest- und Höchstalter sowie zur Vergütung. In den USA kannst Du ein Au Pair machen, wenn Du zwischen 18 und 26 bist. Dort verdienst Du mindestens rund 200 Dollar pro Woche und hast verpflichtende Kurse an Volkshochschulen. In anderen Ländern gelten andere Regelungen.

Da der Auswahlprozess eine Zeitlang dauern kann und Du unter Umständen ein Visum beantragen musst, solltest Du genug Zeit zur Vorbereitung einplanen und Dich frühzeitig um ein Au Pair kümmern.

Reise

Wenn Du während der Schulzeit genug Geld gespart hast, kannst Du auch eine Reise machen. Beim Reisen lernst Du eine neue Kultur kennen, kannst Deine Fremdsprachenkenntnisse anwenden und verbessern, und lernst neue Leute aus aller Welt kennen.

Auch beim Reisen kommt es meist auf eine gute Planung an. Zum Teil benötigst Du Visa, und Flüge sind oft günstiger, wenn Du sie im Voraus buchst. Eine längere Reise kannst Du auch durchaus im Lebenslauf angeben und damit später im Bewerbungsgespräch punkten. Es kommt nur darauf an, wie Du Deine Reise präsentierst.

Statt nur Entspannen am Pool solltest Du die Reise in ein fremdes Land wie ein Projekt betrachten und sie auch so darstellen – ein Projekt, das Du erfolgreich abgeschlossen hast und an dem Du gewachsen bist. Kulturelles Interesse und interkulturelle Kompetenz werden von vielen Unternehmen hochgeschätzt.

Außerdem kann Deine Reise Deine Flexibilität, Dein Organisationstalent und Interesse bestätigen. Allerdings solltest Du realistisch bleiben und nicht übertreiben. Durch geschickte Nachfragen werden Personaler Unwahrheiten schnell entlarven.

Studium generale

Einige Universitäten bieten ein Studium generale an, das sich auch für Dein Gap Year Programm eignet. Es bietet sich vor allem an, wenn Du Dir noch unsicher bist, wofür genau Du Dich interessierst und was Du studieren möchtest.

Das Studium generale ist eine zweisemestrige Orientierungsphase, in der Du verschiedene Vorlesungen und Seminare aus allen möglichen Studienfächern besuchst. So bildest Du Dich nicht nur weiter, sondern merkst auch, wofür Du Dich besonders interessierst. Außerdem wird Dir so der Übergang von Schule zu Universität leichter fallen, da Du schon eine Einführung in den Unialltag bekommen hast.

Ein Studium generale als organisiertes Programm gibt es nur an wenigen Universitäten. Grundsätzlich steht es Dir aber offen, bestimmte Lehrveranstaltung an einer Universität oder Hochschule in Deiner Nähe zu besuchen. So kannst Du in ein Fach, das Dich interessiert, hineinschnuppern und merkst, ob es wirklich so ist, wie Du es Dir vorstellst.

Wer sollte ein Gap Year machen - und wer nicht?

Die Möglichkeiten, wie Du ein Gap Year füllen könntest, sind fast unendlich. Trotzdem ist ein Gap Year nicht das Richtige für alle. Wir erklären, wer ein Gap Year machen sollte und wer lieber darauf verzichtet.

Gap Year – Ja

Du bist Dir unsicher, wie es nach der Schule oder dem Bachelor weitergehen soll, und willst sowieso lieber erst einmal eine Auszeit vom Lernstress? Du hast Lust, Dich ehrenamtlich zu engagieren oder ein ganz neues Land zu entdecken? Du hast genug von der Schule und willst arbeiten?

Dann ist ein Gap Year genau Dein Ding, denn es ist eine gute Möglichkeit, etwas komplett Anderes zu machen und Dich auszuprobieren. Idealerweise kommst Du mit vielen neuen Erfahrungen zurück und weißt danach besser, wie es weitergehen soll.

Gap Year – Nein

Du weißt eigentlich schon ganz genau, was Du nach der Schule oder dem Bachelor machen willst, und willst auf keinen Fall Zeit verlieren? Du hast Lust auf die Uni und den richtigen Studiengang bereits gefunden? Dann ist ein Gap Year womöglich nicht das Richtige für Dich.

Das ist auch kein Problem – ein Gap Year ist kein Muss. Es ist besser, darauf zu verzichten, statt es zu machen, nur weil viele andere so eine Pause einlegen. Reisen und Praktika machen kannst Du auch in den Semesterferien – und für ein Gap Year ist es ohnehin nicht zu spät, wenn Du es Dir später noch anders überlegst.

Diese fünf Fragen solltest Du Dir vor Deinem Gap Year stellen

Je besser Dein Gap Year geplant ist, desto glücklicher wirst Du damit wahrscheinlich sein. Egal, für welche der vielen Möglichkeiten Du Dich entscheidest, bevor es losgeht, solltest Du Dir diese Fragen stellen:

  • Was genau will ich in diesem Jahr machen?
  • Welche Rolle soll das Gap Year für mich und meinen Lebenslauf spielen?
  • Welche bürokratischen Hürden gilt es zu beachten?
  • Was mache ich in der Zeit danach?
  • Wie finanziere ich mein Gap Year?