Inhalt
Was ist die allgemeine Hochschulreife?
Wo kann ich die allgemeine Hochschulreife machen?
Wie kann ich die allgemeine Hochschulreife erwerben?
Welche Voraussetzungen brauche ich für die allgemeine Hochschulreife?
Wie lange brauche ich für die Hochschulreife?
Was ist der Unterschied allgemeine Hochschulreife / fachgebundene Hochschulreife / Fachhochschulreife?
Wie läuft die Abiturprüfung ab?
Was ist die allgemeine Hochschulreife?
Die allgemeine Hochschulreife ist ein Nachweis über die Befähigung, ein Studium an einer
beliebigen Universität oder einer gleichgestellten Hochschule aufzunehmen. Etwas weniger
kompliziert ausgedrückt: Mit der allgemeinen Hochschulreife darfst Du an jeder deutschen
Universität oder Fachhochschule studieren. Grundsätzlich steht Dir mit der allgemeinen
Hochschulreife auch jeder beliebige Studiengang offen. Für manche Studiengänge musst Du aber
weitere Voraussetzungen erfüllen (z.B. einen Numerus Clausus).
Von der allgemeinen Hochschulreife zu unterscheiden sind die fachgebundene Hochschulreife und die
Fachhochschulreife. Damit darfst Du zwar auch studieren, aber nicht an allen Hochschulen oder nicht
alle Fächer.
Mit dem allgemeinen Abitur, auch Voll-Abitur genannt, erwirbst Du die allgemeine Hochschulreife.
Deshalb werden die beiden Begriffe gerne synonym verwendet. Das ist nicht ganz korrekt: Das
allgemeine Abitur ist zwar der häufigste, aber nicht der einzig mögliche Weg, der zur allgemeinen
Hochschulreife führt. Du kannst die allgemeine Hochschulreife zum Beispiel auch über eine
berufliche Qualifikation erlangen. Es gibt also prinzipiell zwei Möglichkeiten, um zur allgemeinen
Hochschulreife zu kommen:
1. Allgemeines Abitur
Abitur bedeutet wörtlich "Abgangsprüfung". Man meint damit im engeren Sinn die Reifeprüfung am
Ende der gymnasialen Oberstufe oder an anderen Schulen der sogenannten Sekundarstufe II. Im weiteren
Sinn ist das Abitur der Schulabschluss, den man durch diese Prüfung erwirbt. Das allgemeine Abitur
oder Voll-Abitur ist der höchste in Deutschland mögliche Schulabschluss. Davon zu unterscheiden
ist das fachgebundene Abitur, mit dem man nicht alle, sondern nur bestimmte Fächer studieren kann.
2. Hochschulreife ohne Abi
Neben dem allgemeinen Abi gibt es folgende Möglichkeiten, um die allgemeine Hochschulreife zu
erwerben oder nachzuweisen:
- Berufliche Qualifizierungen: Eine Hochschulzugangsberechtigung, die der
allgemeinen Hochschulreife entspricht, kannst Du durch berufliche Aus- und Weiterbildungen erlangen:
- eine Meisterprüfung im Handwerk
- bestimmte Aufstiegsfortbildungen, die mindestens 400 Unterrichtsstunden umfassen (z.B.
IHK-Fachwirt)
- den Abschluss bestimmter Fachschulen und landesrechtlicher Fortbildungen
- Abschluss eines Hochschulstudiums: Durch einen Studienabschluss erlangst Du
zugleich eine allgemeine Hochschulreife - auch dann, wenn Du dieses Studium "nur" mit einer
fachgebundenen Hochschulreife begonnen hast.
- Anrechnung von im Ausland erworbenen Qualifikationen: Hast Du im Ausland eine
Hochschulreife erworben, kannst Du sie in Deutschland bewerten lassen. Unter bestimmten
Voraussetzungen wird sie als gleichwertig zur deutschen Hochschulreife anerkannt.
- Vorbildungsnachweise aus der ehemaligen DDR: Eine in der ehemaligen DDR
erworbene Studienberechtigung gilt heute normalerweise als gleichwertig zur allgemeinen
Hochschulreife.
Wo kann ich die allgemeine Hochschulreife machen?
In der nachfolgenden Tabelle findest Du einen Überblick über Schulen und Bildungseinrichtungen,
die Dich zur allgemeinen Hochschulreife führen - selbst wenn Du schon mitten im Berufsleben stehst.
Wie das genau abläuft, kann sich von Anbieter zu Anbieter unterscheiden. Lade Dir doch einfach die
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Möglichkeiten Dir am meisten zusagt!
Einstieg
- Hauptschulabschluss
- Realschulabschluss
Einstieg
- Hauptschulabschluss
- Realschulabschluss
Einstieg
- Hauptschulabschluss
- Realschulabschluss
Wie kann ich die allgemeine Hochschulreife erwerben?
Die allgemeine Hochschulreife erwirbst Du entweder als Schüler im Rahmen Deiner "normalen"
Schullaufbahn - man spricht vom ersten Bildungsweg. Du kannst sie aber auch später im sogenannten
zweiten Bildungsweg jederzeit nachholen. Dabei hast Du jeweils die Wahl zwischen verschiedenen
Schultypen:
1. Bildungsweg
- Gymnasiale Oberstufe: Gymnasien sind allgemeinbildende Schulen, die regulär
mit der allgemeinen Hochschulreife abschließen. Üblicherweise beginnen sie mit einer einjährigen
Einführungsphase, während der der Unterricht großteils im Klassenverband stattfindet. Darauf
folgt eine zweijährige Qualifikationsphase, in der Du individuelle Schwerpunkte setzen kannst und
bestimmte Grundkurse und Leistungskurse belegst. Ähnlich läuft der Unterricht an Gesamtschulen mit
gymnasialer Oberstufe ab.
- Berufliches Gymnasium (Fachgymnasium): Zusätzlich zu den allgemeinbildenden
Fächern hast Du an beruflichen Gymnasien auch ein berufsbezogenes Profilfach. Sehr beliebt sind
etwa Wirtschaftsgymnasien, darüber hinaus gibt es Fachgymnasien mit den Schwerpunkten Technik,
Informatik, Ernährung, Agrarwissenschaft oder Biotechnologie.
- Berufskolleg: In einigen Bundesländern kannst Du an Berufskollegs sowohl die
allgemeine Fachhochschulreife als auch eine berufliche Qualifikation erwerben. Du schließt die
Schule beispielsweise als kaufmännischer Assistent, bautechnischer Assistent oder staatlich
geprüfter Erzieher ab. Meist absolvierst Du nach dem Abi ein 12-wöchiges Betriebspraktikum und
machst im darauffolgenden Jahr Deine Berufsabschlussprüfung.
- Berufsoberschule: Berufsoberschulen gibt es mit unterschiedlichen Schwerpunkten
wie Wirtschaft, Technik, Sozialwesen, Agrarwissenschaft oder Gestaltung. Sie richten sich an
Personen, die bereits eine Berufsausbildung abgeschlossen haben und die mittlere Reife besitzen. Du
kannst die Schule entweder mit einer fachgebundenen oder einer allgemeinen Hochschulreife
abschließen. Für das allgemeine Abi musst du eine zweite Fremdsprache belegen.
- Fachoberschule: An Fachoberschulen kannst Du neben der Fachhochschulreife und
der fachgebundenen Hochschulreife auch das allgemeine Abi machen. Dazu brauchst Du neben Englisch
eine zweite Fremdsprache. Fachoberschulen haben ebenso wie Berufsoberschulen sehr unterschiedliche
Schwerpunkte, zu den beliebtesten zählen Wirtschaft und Technik.
- Privatschule: Auch an staatlich anerkannten Waldorfschulen und anderen
Privatschulen kannst Du regulär die allgemeine Hochschulreife erlangen. Sind die Schulen nur
"staatlich zugelassen", dann musst Du für das Abi eine Prüfung vor einer staatlichen Kommission
ablegen, die sogenannte Nichtschüler- oder Externenprüfung.
2. Bildungsweg
- Fernschule: Fernlehrgänge sind ein moderner und sehr flexibler Weg, um die
allgemeine Hochschulreife nachzuholen. Sie eignen sich daher vor allem für Berufstätige und
Menschen, die Familie und Kinder zu betreuen haben. Der Unterricht ist stark online-basiert, Du hast
keine - oder nur sehr wenige - Präsenzveranstaltungen, die Du zu fixen Terminen besuchen musst. Das
Abitur legst Du anschließend im Rahmen einer Externenprüfung ab.
- Abendgymnasium: Auch über Abendschulen kannst Du nebenberuflich Deine
allgemeine Hochschulreife nachholen. Der Unterricht findet meist werktags im Zeitfenster zwischen 17
und 22 Uhr statt.
- Kolleg: Unter Kollegs versteht man Vollzeit-Schulen für Erwachsene, die
genauso wie "normale" Gymnasien zur fachgebundenen oder zur allgemeinen Hochschulreife führen. Weil
der Unterricht tagsüber stattfindet, ist ein Vollzeit- oder Teilzeitjob damit normalerweise nicht
vereinbar.
- Volkshochschule: Auch Volkshochschulen bieten häufig Vorbereitungskurse für
die allgemeine Hochschulreife an. Du kannst die Fächer entweder im Kurssystem einzeln belegen oder
ein "Komplettpaket" zum Abi nachholen buchen. Anschließend legst Du eine Externenprüfung vor einer
staatlichen Schulkommission ab.
Welche Voraussetzungen brauche ich für die allgemeine Hochschulreife?
1. Bildungsweg
Im Rahmen der "normalen" Schullaufbahn brauchst Du die mittlere Reife
(Realschulabschluss), damit Du eine gymnasiale Oberstufe oder eine vergleichbare Schule der
Sekundarstufe II besuchen kannst. In einigen Bundesländern ist dafür auch ein bestimmter
Mindest-Notendurchschnitt erforderlich (häufig 3,0). In der Einführungsphase der gymnasialen
Oberstufe darfst Du in höchstens einem Fach mangelhafte Leistungen erbringen, damit Du in die
Qualifikationsphase versetzt wirst.
2. Bildungsweg
Im zweiten Bildungsweg baut die allgemeine Hochschulreife zwar grundsätzlich auch auf der mittleren
Reife auf. An vielen Bildungseinrichtungen kannst Du einen fehlenden Realschulabschluss aber in
einem ersten Schritt nachholen und Dich dann nahtlos auf das Abi vorbereiten. Je nach Schultyp
können weitere Nachweise erforderlich sein:
- Fernschule: An Fernschulen ist ein Einstieg auch ohne Realschulabschluss und
sogar ohne Hauptschulabschluss möglich - es dauert dann einfach nur etwas länger bis zur
allgemeinen Hochschulreife. Du solltest auf jeden Fall über einen PC mit Internet-Anschluss
verfügen, damit Du auf den Online-Campus zugreifen kannst. Weitere Voraussetzungen oder Nachweise
verlangen Fernschulen normalerweise nicht.
- Abendschule: Abendschulen setzen in der Regel ein Mindestalter von 18 Jahren
voraus. Du brauchst außerdem eine berufliche Vorbildung, etwa eine Berufsausbildung oder einige
Jahre Berufserfahrung. Oft werden Dir anstelle einer Berufstätigkeit auch sogenannte Ersatzzeiten
angerechnet, etwa wenn Du Kinder erzogen oder einen Wehr- oder Zivildienst abgeleistet hast. Einige
Abendschulen kannst Du nur mit einem Realschulabschluss besuchen, an anderen ist der Einstieg auch
ohne mittlere Reife möglich, Du belegst dann aber zuerst Vorkurse. Das gilt auch, wenn Du bei den
Einstiegstests zu schlecht abschneidest.
- Kolleg: Kollegs richten sich an Erwachsene über 18 oder 19 Jahren mit
beruflicher Vorbildung. Du solltest also eine Berufsausbildung oder mindestens 2 bis 3 Jahre
Berufspraxis mitbringen, Ersatzzeiten werden meist angerechnet. Zusätzlich musst Du Dich einem
Einstiegstest stellen.
- Volkshochschule: An Volkshochschulen liegt das Mindestalter zwischen 16 und 18
Jahren. Oft musst Du für die Hauptfächer an einem Einstufungstest teilnehmen, weil die Kurse auf
unterschiedlichen Niveaustufen stattfinden.
Wie lange brauche ich für die Hochschulreife?
1. Bildungsweg
Im Rahmen der regulären Schullaufbahn erwirbst Du die allgemeine Hochschulreife im Normalfall
nach der 12. oder 13. Schulstufe. In den Jahren 2012 bis 2015 haben viele
Bundesländer das 8-jährige Gymnasium und damit ein Abitur nach der 12. Schulstufe eingeführt. Die
meisten Bundesländer wollen nun aber wieder zum 9-jährigen Gymnasium zurückkehren - und damit zum
Abi nach der 13. Schulstufe.
2. Bildungsweg
Die allgemeine Hochschulreife nachzuholen dauert rund 2 bis 4 Jahre - je nachdem,
welche Voraussetzungen Du mitbringst und für welchen Schultyp Du Dich entscheidest.
- Fernschule: Fernlehrgänge sind zeitlich flexibel, die Fernschule gibt Dir
keinen fixen Zeitplan vor. Berufsbegleitend dauern die Kurse im Schnitt 30 Monate, falls Du schon
einen Realschulabschluss hast. Ohne Realschulabschluss solltest Du rund 42 Monate einplanen. Du
kannst aber ohne Weiteres auch rascher vorankommen oder Dir mehr Zeit lassen, falls Du beruflich
oder familiär stark eingebunden bist - teurer wird der Kurs dadurch nicht.
- Abendschule: Mit Realschulabschluss brauchst du berufsbegleitend zwischen 2,5
und 3,5 Jahre. Ohne Realschulabschluss verlängert sich die Dauer auf etwa 4 Jahre.
- Kolleg: An Kollegs kannst Du die allgemeine Hochschulreife schon in 2 Jahren im
Vollzeit-Unterricht nachholen, wenn Du einen Realschulabschluss mitbringst. Hast Du noch keine
mittlere Reife, brauchst Du etwa 3 Jahre.
- Volkshochschule: Hier solltest Du mit etwa 3 bis 4 Jahren im Teilzeit-Modell
rechnen.
Was ist der Unterschied allgemeine Hochschulreife / fachgebundene Hochschulreife / Fachhochschulreife?
Diese Begriffe werden gerne verwechselt, weil sie sehr ähnlich klingen. Du kannst aber nicht mit
jedem dieser Abschlüsse überall studieren:
- Die allgemeine Hochschulreife berechtigt Dich prinzipiell zu jedem beliebigen
Studium an jeder beliebigen Universität oder Fachhochschule. Du hast mit diesem Abschluss also eine
universale Berechtigung zum Studieren - natürlich nur, wenn Du die weiteren Zugangsvoraussetzungen
wie einen Numerus Clausus erfüllst.
- Mit der fachgebundenen Hochschulreife kannst Du an Fachhochschulen jedes
beliebige Fach studieren. An Universitäten dagegen stehen Dir nur die Studiengänge offen, die in
Deinem Zeugnis ausgewiesen sind.
- Die Fachhochschulreife berechtigt Dich zu einem Studium an Fachhochschulen.
Dort kannst Du jedes beliebige Studium aufnehmen. An Universitäten kannst Du hingegen normalerweise
nicht studieren. Es gibt aber mittlerweile einige Unis, die unter bestimmten Voraussetzungen auch
Bewerbern mit Fachhochschulreife eine Chance geben.
|
Allgemeine Hochschulreife |
Fachgebundene Hochschulreife |
Fachhochschulreife |
Universität |
Ja |
Ja |
Nein |
Fachhochschule |
Ja |
Ja |
Ja |
Studiengänge an Unis |
Alle |
Nur bestimmte |
i.d.R. keine |
Studiengänge an an FHs |
Alle |
Alle |
Alle |
Wie läuft die Abiturprüfung ab?
Abgesehen von Rheinland-Pfalz haben alle Bundesländer ein Zentralabitur
eingeführt. Das heißt, die Aufgaben für die schriftlichen Prüfungen werden von der
Schulaufsichtsbehörde gestellt und sind daher für alle Schüler einheitlich.
Im Normalfall umfasst die Abiturprüfung 4 oder 5 Prüfungsfächer. Die Prüfungen finden
schriftlich und mündlich statt, wobei mindestens 3 Fächer schriftlich geprüft werden und
mindestens 1 Fach mündlich.
Die Prüfungsfächer kannst Du Dir nach gewissen Regeln aussuchen. Unter den
Prüfungsfächern müssen sein:
- mindestens 2 Fächer aus den Leistungskursen
- mindestens 2 der 3 Hauptfächer Deutsch, Mathematik und Englisch (oder eine andere
Fremdsprache)
- jeweils mindestens 1 Fach aus den 3 folgenden Aufgabenfeldern:
- sprachlich-literarisch-künstlerische Fächer (wie Deutsch, Fremdsprachen, Kunst oder
Musik)
- gesellschaftswissenschaftliche Fächer (wie Geschichte, Wirtschaft, Geografie oder
Philosophie)
- mathematisch-naturwissenschaftlich-technische Fächer (wie Mathematik, Chemie, Physik,
Biologie)
In die Abiturnote fließen sowohl Deine Leistungen bei der Abiturprüfung als auch Deine Leistungen
in den beiden Jahren der Qualifikationsphase ein. Die Note wird nach einem bestimmten Schlüssel
berechnet, wobei die Leistungskurse stärker gewichtet werden als die Grundkurse. Für die
allgemeine Hochschulreife brauchst Du einen Notendurchschnitt von mindestens 4,0.