Das Wichtigste auf einen Blick
- Die Selbstpräsentation im Vorstellungsgespräch verdeutlicht, wie gut Du zum Job passt.
- Dein Vortrag muss beantworten: Wer bist Du? Was kannst Du? Wo willst Du hin?
- Um sicher und ungekünstelt aufzutreten, solltest Du vorher vor Publikum üben.
Selbstpräsentation: Das Vorstellungsgespräch ist Deine Chance
"Was zeichnet Sie aus?", "Warum passen ausgerechnet Sie zu uns?" oder einfach nur "Erzählen Sie uns ein bisschen über sich" – solche Sätze fallen in so gut wie jedem Vorstellungsgespräch. Gute Selbstpräsentation ist gefragt, wenn Du jetzt zeigen willst, warum Du der/die Beste für den Job bist. Und wenn sich das gar nicht so anfühlt oder Du gar nicht so überzeugt bist, darfst Du das auf keinen Fall zeigen. Es geht nicht darum, mit einer übertriebenen Selbstpräsentation das Vorstellungsgespräch in eine gnadenlose Ego-Show zu verwandeln, aber natürlich ist es Deine Gelegenheit, um Dich besonders vorteilhaft darzustellen und im persönlichen Kontakt kompetent und sympathisch zu wirken. Für die Personalabteilung bist Du bis dahin nur ein Lebenslauf, jetzt gilt es, Persönlichkeit zu zeigen. Daneben nutzen Personaler ein Gespräch auch, um zu sehen, ob der Lebenslauf mit dem Gesagten übereinstimmt, ob Du Lücken erklären kannst und wie Du generell mit Stresssituationen umgehst.
Do’s & Don'ts im Vorstellungsgespräch: Selbstpräsentation meistern
Wie also überzeugst Du im Vorstellungsgespräch mit glaubwürdiger Selbstdarstellung? Hier gibt es schon einmal ein paar grundlegende Tipps, was Du tun oder besser lassen solltest:
Do | Don’t |
---|---|
Erfolge (mit Bezug zum Job) erwähnen | Lebenslauf nachbeten |
Vom eigenen Können überzeugt sein & selbstbewusst auftreten | Überheblichkeit gegenüber den Anwesenden und der Position zeigen |
Aufrechte aber entspannte Körperhaltung, abwechselnd Augenkontakt herstellen | Locker im Stuhl rumlümmeln, vor Nervosität erstarren, Blickkontakt meiden |
Ruhig und deutlich sprechen, seriöse Wortwahl und natürliche Sprache | Zu schnell ("Hauptsache vorbei") und übertrieben hochgestochen sprechen |
Lebenslauf-Lücken (länger als 4 Monate) aktiv ansprechen und erklären | Lebenslauf-Lücken defensiv rechtfertigen; „Schuld ist …“ |
Erwähnte Qualifikationen auf Stellenanzeige abstimmen | Unschlüssige, vage Erwähnung von Erfolgen und Lebenslauf-Stationen |
Begeisterung für Aufgaben und Inhalte des Jobs zeigen | Zu distanziert auftreten und gar keine Emotionen zeigen |
Vorbereitung auf die Selbstpräsentation im Bewerbungsgespräch
In jedem Bewerbungsgespräch ist die Selbstpräsentation ein Teil, den Du richtig gut vorbereiten kannst. Das bringt Dir dann gegebenenfalls die nötigen Bonuspunkte! Zuerst musst Du aus der Stellenanzeige und dem Unternehmensprofil genau herausarbeiten, was für die ausgeschriebene Stelle wohl Deine wichtigsten Fähigkeiten sind. Dann suchst Du Dir die Stationen aus Deinem Lebenslauf aus, die diese Fähigkeiten am besten unterstreichen. Daraus machst Du Argumente, formulierst sie aus und ordnest sie nach einem roten Faden an. Arbeite darauf hin, dass daraus ein dynamischer Vortrag von 3 bis maximal 7 Minuten wird. Du solltest ihn dann ein paar Mal in unterschiedlichen Varianten üben, denn er soll auch nicht auswendig gelernt, sondern natürlich klingen. Das Wichtigste ist, dass Deine Selbstdarstellung im Vorstellungsgespräch folgende Fragen beantwortet: Wer bist Du? Was kannst Du? Wo willst Du hin?
Wer bist Du?
Auch wenn es sich vielleicht ein bisschen überflüssig anfühlt, ist es doch einfach die höflichste und einfachste Form, wenn Du Dich im Vorstellungsgespräch in Deiner Selbstpräsentation noch einmal genau vorstellst. Das erweckt dann garantiert nicht den Eindruck, Du würdest davon ausgehen, dass alle wissen, wer Du bist. Daneben ist die Nennung Deines vollen Namens, Deines Alters und Deines aktuellen Karrierestands ein guter Einstieg, wenn Dir sonst nix einfällt. Ein Beispiel: "Ich heiße Max Mustermann, bin 25 Jahre alt und werde in diesem Sommer mein Biologie-Studium mit Master abschließen. Das Thema meiner Masterarbeit lautet..."
Was tun bei Lücken im Lebenslauf?
Gründe für Leerstellen im beruflichen Lebenslauf gibt es viele – Studienabbruch, Krankheit, Arbeitslosigkeit usw. – und wirklich erfreulich ist keiner davon. Wenn die Lücken mehr als vier Monate umfassen, solltest Du sie aktiv ansprechen. Authentische Selbstpräsentation bedeutet auch, zu Schwächen und schwierigen Phasen zu stehen. Das machst Du am besten, indem Du aufzeigst, welche Erfahrungen Du aus dieser Zeit mitgenommen hast, die Dir im Berufsleben helfen können. Ein Beispiel dafür: Du musstest ein dreiviertel Jahr als Kellner/in jobben, weil Du Dein erstes Studium abgebrochen hast. Du kannst das kurz erwähnen und z.B. erklären, wie gut Du in dieser Phase gelernt hast, mit verschiedensten Menschen umzugehen, durch Kontakt mit Touristen Fremdsprachen aufgebessert hast, geübt hast, unter Zeitdruck zu arbeiten... Erzähle aber nicht zu lange von Zeiträumen, die jetzt nicht direkt zu Deiner fachlichen Ausbildung gehören und den Weg zum ausgeschriebenen Job gewiesen haben. Geh lieber noch einmal darauf ein, wie Deine akademische/berufliche Situation sich mittlerweile darstellt.
Was kannst Du?
In diesem Abschnitt Deiner Selbstpräsentation sollte das Vorstellungsgespräch zu den wichtigsten Themen kommen: Nämlich zu Deinen Fähigkeiten und wie sie zur Stelle und zum Unternehmen passen. Dazu gehören erst einmal Deine Hard Skills, also die fachlichen Qualitäten und wo Du sie erworben und unter Beweis gestellt hast. Hier ein Beispiel für eine Stelle in der Eventabteilung eines internationalen Automobilkonzerns:
"Ich habe mehr als drei Jahre als Werkstudent in der Öffentlichkeitsarbeit von xx gearbeitet und dabei mehrere internationale Messen zu Elektromobilität mitorganisiert und durchgeführt. Ich war dort zuletzt für die Buchung der italienisch- und spanischsprachigen Experten zuständig und habe ein Team aus vier weiteren Werkstudenten geleitet... "
Du kannst ruhig offen einen Bezug zur ausgeschriebenen Stelle herstellen und für Deine Selbstpräsentation im Vorstellungsgespräch Beispiel-Projekte aufführen. Die Qualifikationen, die Du bei ihnen unter Beweis gestellt hast, kannst Du mit Anforderungen aus dem Job-Profil verknüpfen und nennen. Das zeigt außerdem, dass Du Dich wirklich mit dem Unternehmen auseinandergesetzt hast.
Nicht nur die Hard Skills solltest Du Durch Lebenslaufstationen belegen können, auch Deine Soft Skills überzeugen eher im Bewerbungsgespräch, wenn Deine Selbstpräsentation dafür Beispiele bereithält. Hier ist es noch wichtiger als bei den Hard Skills klar zu machen, wie diese oder jene Erfahrung z.B. Deine Teamfähigkeit, Stressresistenz, Frustrationstoleranz, Kritikfähigkeit etc. unter Beweis gestellt hat: "Ich möchte Ihnen im Folgenden kurz beschreiben, wie mein Praktikum bei xx mich auf das Arbeiten im Team xx vorbereitet hat... " Zum Abschluss kannst Du noch einmal stichpunktartig Deine fachlichen und persönlichen Kompetenzen zusammenfassen, bevor Du einen Ausblick gibst, wie Deine Zukunftsplanung aussieht.
Bescheidenheit im Bewerbungsgespräch killt die Selbstpräsentation
"Ich will mich ja jetzt nicht zu sehr selbst loben, aber... " – solche Beschwichtigungsfloskeln rutschen Dir schneller raus als Du denkst, wenn Du mitten im Vorstellungsgespräch bist. Selbstpräsentation schön und gut, aber Du kommst Dir völlig abgehoben und arrogant vor, wenn Du die ganze Zeit darüber sprichst, wie großartig Du bist? Egal. Lass die abwertenden Satzanfänge weg, nenne Deine Stärken einfach so. Wer sich ständig schon von Vorneherein entschuldigt, überhaupt Aufmerksamkeit zu beanspruchen, geht dem Gesprächspartner ziemlich schnell auf die Nerven. Schlimmer noch, es entsteht erst recht der Eindruck, dass Du genau die Eigenschaften hast, gegen die Du Dich wehren willst. Ohne die extra Erwähnung wäre Dein Gegenüber wahrscheinlich überhaupt nicht auf die Idee gekommen, Deine Aussagen als übertriebenes Selbstlob, Arroganz oder Dreistigkeit zu interpretieren. Formuliere also immer alles direkt und positiv.
Wo willst Du hin?
Es ist Teil einer umfassenden Selbstpräsentation im Vorstellungsgespräch auch zu verdeutlichen, wo Deine beruflichen Zielsetzungen für die nächsten Jahre liegen. Und natürlich auch, wie dieser Job dafür Sinn macht und wie das Unternehmen von Deinen Plänen profitieren kann. Ein Beispiel: "Ich möchte mein Wissen aus meinem Master-Schwerpunkt und die praktischen Erfahrungen als Werkstudent nutzen und sie in der Position als xx weiterentwickeln. In den nächsten Jahren strebe ich xx an, und will <Unternehmensname> dabei unterstützen, das Vertriebsgebiet Asien/Pazifik aufzubauen und zu erweitern."
Selbstpräsentation: Das Vorstellungsgespräch Beispiel für Beispiel meistern
Auch wenn jedes Bewerbungsgespräch individuell abläuft, gibt es doch einige Fragen, die Personaler fast jedem Kandidaten stellen. Jetzt ist die Kunst, dass Deine Antworten interessant ausfallen und Du sie geschickt für Deine Selbstdarstellung im Vorstellungsgespräch nutzt. Folgende Beispielfragen und -antworten können Dir eine erste Orientierung bieten:
Häufige Frage | Mögliche Antwort/Reaktion |
---|---|
"Wollen Sie uns mal ein bisschen von sich erzählen?" | Das ist praktisch die Aufforderung zur Selbstpräsentation. Im Vorstellungsgespräch sollte sie zwischen 3 und 7 Minuten einnehmen und die drei wichtigsten Fragen (s.o.) beantworten. |
"Was sind Ihre Schwächen?" | Nenne eine wirkliche (berufliche) Schwäche und wie Du daran arbeitest, sie zu überwinden. Z.B.: "Ich gebe ungern die Kontrolle ab, aber habe in meinen Arbeitsgruppen in der Uni gemerkt, dass ich mehr Energie in eine Sache stecken kann, wenn die Arbeit aufgeteilt ist." |
"Wo liegen Ihre größten Stärken?" | Erkläre, was Du wirklich gut kannst UND wie es mit dem Anforderungsprofil zusammenhängt. Belege das mit Beispielen: "Ich kann sehr gut Sachverhalte präsentieren und andere dafür begeistern. Bei meinem Praktikum in der Werbeagentur xx konnte ich an 7 erfolgreichen Pitches mitarbeiten. " |
"Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?" | Hier geht es weniger um Deine Lebensplanung als darum zu zeigen, dass Du einen Karriereplan hast und Dich weiterentwickeln willst. Natürlich im Unternehmen. Beispiele sind angestrebte Spezialisierungen, Personalverantwortung und weitere Aspekte. |
"Warum sind gerade Sie der/die Richtige für diese Position?" | Jetzt musst Du nochmal kräftig die Werbetrommel für Dich rühren: Fasse noch einmal kurz alle Deine Fähigkeiten zusammen und erkläre, wie Du sie im Job einsetzen wirst. Erwähne ruhig auch, wie sehr Du Dich auf die Aufgaben freust und auf welche besonders. |
Damit die Selbstpräsentation im Bewerbungsgespräch sitzt – üben, üben, üben!
Du hast Dir nun nach allen Tipps die perfekte Selbstpräsentation gebastelt? Super, aber Bewerbungsgespräch-Situationen sind Stress-Situationen und deshalb muss dieser Part nicht nur auf dem Papier gut aussehen, sondern tief in Deinem Gedächtnis verankert sein. Dafür solltest Du ihn vorher so oft wie möglich vor Anderen halten und ihre Kritik ehrlich annehmen. Wichtig ist, dass Du natürlich bleibst und variierst. Lass Dir Feedback geben und sagen, was funktioniert und was nicht. Wenn Du Dich erstmal noch nicht zum Vortrag vor anderen überwinden kannst, fange mit Proben vor dem Spiegel an. Als nächsten Schritt kannst Du Dich auf Video aufnehmen. Dann sind die Vertrauten dran: Ob Eltern, Geschwister, Freunde – jeder hat einen anderen Blick auf Dich und kann nützliche Ratschläge geben. Sie können aber (semi-)professionelles Feedback nicht ersetzen, deshalb lohnt es sich, wenn Du nach entsprechenden Workshops oder Bewerbungstraining suchst. Die Career Center an jeder Uni bieten häufig Veranstaltungen zur Bewerbungsvorbereitung oder Du belegst einen allgemeinen Rhetorikkurs um zu lernen, vor Publikum zu sprechen. Umso öfter Du das übst, desto natürlicher fühlt es sich an.
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