Durch Crowdinvesting kannst auch Du Dich an vielversprechenden Start-Ups oder Immobilien-Projekten beteiligen. Es winken Renditen von teils mehr als 10 Prozent - doch auch die Risiken sind nicht zu unterschätzen. In diesem Artikel verraten wir Dir, wie Du als Einsteiger gute Crowdfunding-Projekte findest und worauf Du achten solltest, um Dein Geld nicht auf das falsche Pferd zu setzen.
Was ist Crowdinvesting?
Beim Crowdinvesting erwerben viele Menschen (die "Crowd") kleine Anteile an Start-Ups, Immobilien oder anderen Projekten. Das Unternehmen erhält so das nötige Kapital, ohne einen klassischen Bankkredit aufnehmen zu müssen. Im Gegenzug werden die Kleinanleger am Erfolg beteiligt. Geht die Geschäftsidee auf, dann profitieren beide Seiten - eine klassische Win-Win-Situation.
Du fragst Dich, was der Unterschied zwischen "Crowdinvesting" und "Crowdfunding" ist? Beim "Crowdinvesting" steht für Anleger und Unternehmen immer eine Gewinnerzielungsabsicht im Vordergrund. Im Unterschied dazu sind viele Crowdfunding-Projekte gemeinnützig orientiert. Die Anleger erhalten oft nur einen symbolischen Gegenwert für ihre Investition oder spenden das Geld, weil ihnen das konkrete Projekt am Herzen liegt.
Der Begriff "Crowdinvesting" ist übrigens nur im deutschsprachigen Raum üblich. Im internationalen Umfeld spricht man von "Equity-based Crowdfunding". Die deutsche Übersetzung lautet "Schwarmfinanzierung".
Welche Crowdinvesting-Plattform ist die beste?
Crowdinvesting-Projekte werden heute meist über spezialisierte Internet-Plattformen abgewickelt. Diese Plattformen bringen Unternehmen und Kleinanleger zusammen, prüfen die einzelnen Projekte und geben gewisse Grundregeln vor. Dadurch schaffen sie für beide Seiten Sicherheit.
Die folgende Tabelle gibt Dir einen Überblick über seriöse Crowdinvesting-Plattformen und zeigt Dir die wichtigsten Unterschiede zwischen den Anbietern. Falls Du schon genauere Wünsche und Vorstellungen hast, kannst Du die Ergebnisse gezielt nach Unternehmensstandort und Laufzeit der Anlage filtern.
Wie läuft ein Crowdinvest ab?
Egal welche Plattform - die grundlegenden Abläufe sind beim Crowd Investing immer gleich:
- Projekt wird geprüft: Ein Unternehmen oder Start-Up braucht Geld, um seine Ideen umzusetzen, und wendet sich an eine Crowdinvesting-Plattform. Dort prüfen Profis die Geschäftsidee bzw. das Projekt und beurteilen seine Wirtschaftlichkeit. Oft kommt es zu intensiven Verhandlungen und der Bewerber wird möglicherweise gebeten, seinen Business-Plan zu überarbeiten.
- Projekt geht online: Erst wenn die Experten von dem Projekt überzeugt sind, wird es auf der Plattform veröffentlicht. Anleger können sich über Kataloge, Videos und andere Info-Materialien ausführlich über die Geschäftsidee informieren und oft auch persönlich mit dem Projektbetreiber in Kontakt treten.
- Anleger investieren Geld: Um als Privatanleger Geld in ein ausgewähltes Projekt zu investieren, meldest Du Dich bei der Plattform an und entscheidest Dich für eine Investitionssumme. Je nach Plattform sind gewisse Mindestanlagebeträge vorgesehen, beispielsweise 250 oder 1.000 Euro.
- Mindestkapital wird erreicht: Damit der Startschuss für das Projekt fällt, muss innerhalb einer bestimmten Zeit ein kritisches Mindestkapital erreicht werden. Finden sich nicht genügend Anleger, dann werden die bereits investierten Gelder wieder zurückgezahlt.
- Anleger erhalten Rendite: Kommt das Projekt zustande und hat Erfolg, dann erhalten die Anleger ihre vereinbarte Rendite. Es gibt unterschiedliche Gewinnausschüttungsmodelle. Manchmal wird eine feste oder variable jährliche Verzinsung vereinbart, manchmal können die Anleger ihre Anteile erst am Ende der vereinbarten Laufzeit gewinnsteigernd verkaufen.
In welchen Bereichen wird Crowdinvesting genutzt?
Durch Crowdinvesting lassen sich grundsätzlich Projekte aller Art finanzieren. Es gibt aber 2 Bereiche, in denen diese Finanzierungsform mit Abstand am häufigsten genutzt wird, nämlich
- Immobilien
- Start-Ups
Vor allem der Immobiliensektor hat in den letzten Jahren stark zugelegt. Bauherren nutzen Crowdinvesting meist nicht als einzige, sondern als zusätzliche Finanzierungsquelle. Das von der Crowd zur Verfügung gestellte Geld erleichtert es ihnen, herkömmliche Bankkredite zu erhalten.
Für Start-Ups ist Crowdinvesting ein unkonventionelle und vergleichsweise unbürokratische Form der Geldbeschaffung, die auch einige weitere Vorteile mit sich bringt: Gründer können durch die Reaktion der Crowd testen, wie ihre Geschäftsidee am Markt ankommt. Über die Crowdinvesting-Plattform wird das Start-Up außerdem einer breiteren Öffentlichkeit bekannt und die Kleinanleger machen durch Mundpropaganda "gratis" Werbung für das neu gegründete Unternehmen.
In deutlich geringerem Umfang wird über Crowd Investing auch der Ausbau erneuerbarer Energien finanziert. Darüber hinaus gibt es Projekte im künstlerischen und kulturellen Bereich.
Wie ist Crowdinvesting gesetzlich geregelt?
Im Jahr 2015 ist in Deutschland das Kleinanlegerschutzgesetz (KASG) in Kraft getreten. Es sieht unter anderem vor, dass Crowdinvest-Plattformen ausdrücklich auf die Risiken dieser Investitionsform hinweisen müssen.
Die wichtigste Konsequenz des KASG für Dich als Privatanleger ist die Beschränkung der Anlagesummen:
- Bis 1.000 Euro: Diese Kleinbeträge kann jeder frei über Crowdinvesting-Plattformen anlegen.
- 1.000 bis 10.000 Euro: Bei Beträgen über 1.000 Euro musst Du als Privatanleger durch eine Selbstauskunft glaubhaft machen, dass Du Dir die Investition leisten kannst. Dazu musst Du entweder ein freies Vermögen von mindestens 100.000 Euro nachweisen oder erklären, dass Du höchstens das Doppelte Deines monatlichen Netto-Einkommens ausgibst.
- Über 10.000 Euro: Für Privatanleger ist hier Schluss. Beträge über 10.000 Euro dürfen nur Kapitalgesellschaften in ein einzelnes Projekt investieren.
Welche Beteiligungsformen gibt es?
Als Crowd Investor erwirbst Du mit Deinem Geld Anteile oder Anrechte am Unternehmen. In rechtlicher Hinsicht gilt das durch die Crowd zur Verfügung gestellte Geld meist als sogenanntes Mezzanin-Kapital. Dieser Begriff bezeichnet eine Art Mischung aus Fremd- und Eigenkapital. Wichtig zu wissen ist, dass Mezzanin-Kapital bei einer Insolvenz gegenüber dem Eigenkapital vorrangig, gegenüber dem Fremdkapital aber nachrangig ist. Das bedeutet: Geht das Unternehmen pleite, dann bekommen zuerst die Fremdkapitalgeber (in der Regel Banken) ihr Geld. Nur wenn anschließend von der Insolvenzmasse noch etwas übrig ist, wird Geld an die Crowd zurückgezahlt.
Die folgenden beiden Beteiligungsformen sind heute am weitesten verbreitet:
Partiarische Darlehen
Bei einem partiarischen Darlehen wirst Du am Umsatz oder am Gewinn beteiligt, ohne zugleich wie ein Aktionär ein Mitspracherecht zu erhalten. An den Verlusten wirst Du zwar nicht beteiligt. Bei einer Insolvenz wird das Geld in den meisten Fällen aber weg sein.
Unternehmen weisen partiarische Darlehen in ihrer Bilanz als Fremdkapital aus. Banken dagegen bewerten es wie Eigenkapital, weil sie als Kreditgeber bei einer Insolvenz Vorrang haben. Dadurch haben Unternehmen bessere Chancen auf einen Bankkredit.
Nachrangdarlehen
Bei Nachrangdarlehen ist im Unterschied zu partiarischen Darlehen eine feste Verzinsung und keine (variable) Umsatz- oder Gewinnbeteiligung vorgesehen. Manchmal wird auch beides - eine feste Verzinsung und ein erfolgsabhängiger Anteil - kombiniert. Nachrangdarlehen bieten etwas mehr Sicherheit, weil Du mit einer festen Mindestverzinsung rechnen kannst. Im Fall einer Insolvenz gehen Kleinanleger aber auch hier meist leer aus.
Worauf sollte ich beim Crowdinvesting achten?
Crowdinvesting-Plattformen geben je nach Anbieter unterschiedliche "Spielregeln" vor, die Sicherheit bieten, aber auch gewisse Einschränkungen mit sich bringen. Um die geeignete Plattform zu finden, solltest Du besonders auf folgende Punkte achten:
Mindestanlagesumme
Die Grundidee beim Crowdinvesting ist, dass sich viele Kleinanleger die Chancen und Risiken teilen. Dennoch verlangen die meisten Plattformen einen Mindestbetrag, den Du investieren musst. Bei einigen Anbietern bist Du schon ab 100 Euro mit dabei, bei anderen kannst Du nur mit vierstelligen Euro-Beträgen einsteigen. Beachte, dass Du ab der 1.000-Euro-Schwelle gesetzlich zu einer Selbstauskunft verpflichtet bist.
Laufzeit
Beim Crowdinvesting ist Dein Geld über eine gewisse Zeitdauer vertraglich fest gebunden. Die Laufzeit bewegt sich meist zwischen 18 Monaten und 6 Jahren. Eine kurze Laufzeit kann auf Kosten der Rendite gehen, bei Laufzeiten von 5 Jahren und mehr brauchst Du als Anleger aber einen langen Atem.
Feste Verzinsung, variable Verzinsung oder Gewinnbeteiligung
Informiere Dich unbedingt, auf welche Art und Weise Du an dem Projekt verdienst! Üblich ist eine feste Verzinsung, eine variable Verzinsung oder eine Gewinnbeteiligung - oft auch eine Kombination daraus.
Eine feste Verzinsung ist vor allem bei Immobilien-Projekten verbreitet. Viele Plattformen stellen eine Verzinsung zwischen 5 und 10 Prozent in Aussicht. Dabei ist neben einem festen manchmal ein variabler, erfolgsabhängiger Anteil mit eingerechnet. Letzterer ist keinesfalls sicher!
Bei Start-Ups ist eine Gewinnbeteiligung die übliche Variante. Sie kann für Dich als Anleger ein lukratives Geschäft sein, bei erfolgreichen Projekten werden mitunter Gewinne von 100 Prozent oder mehr erzielt. Die Kehrseite der Medaille ist, dass hohe Gewinnchancen auf Kosten der Sicherheit gehen. Denn es gibt bei keinem Start-Up eine Erfolgsgarantie.
Handelbarkeit der Anteile
Üblicherweise ist Dein Geld beim Crowdinvesting über die gesamte Laufzeit gebunden, ein vorzeitiger Ausstieg ist nur mit großen finanziellen Nachteilen möglich. Bei einigen Anbietern gibt es aber eine Art interne Verkaufsplattform. Falls Du Abnehmer findest, kannst Du Deine Anteile auf andere Anleger übertragen.
5 Tipps für erfolgreiches Crowdinvesting
1. Informiere Dich über das konkrete Projekt
Leihe Dein Geld nicht irgendeinem Unternehmen, sondern sei kritisch und hole Informationen über das jeweilige Projekt ein! Investiere nur in Projekte oder Geschäftsideen, die Dich auch persönlich überzeugen.
2. Splitte Dein Geld auf mehrere Projekte
Streue Dein Kapital auf mehrere Projekte und investiere jeweils nur kleine Summen. Dadurch splittest Du zugleich das Risiko: Es ist nicht gleich das gesamte Kapital verloren, falls eines der Projekte Schiffbruch erleidet. Recherchiere unbedingt auch, welches konkrete Unternehmen hinter den Projekten steht. Vor allem Baufirmen betreiben oft mehrere Projekte parallel, die bei einer Insolvenz alle betroffen sein können.
3. Beginne mit einer kleinen Summe
Steige nicht sofort mit einer hohen Summe ein, sondern investiere erst einmal nur kleinere Beträge. Du kannst Deine Anteile später immer noch aufstocken, falls sich die Geschäfte gut entwickeln.
4. Wäge die Risiken ab
Risiko ist nicht gleich Risiko. Als etwas sicherer gelten Immobilien-Projekte mit einer garantierten Festverzinsung. Zwar ist auch hier eine Pleite nicht völlig auszuschließen, die Ausfallrate von Start-Ups ist im Schnitt aber höher.
5. Investiere nur so viel, wie Du als Verlust verkraften kannst
Crowdinvesting ist eine spekulative Anlageform mit hohen Gewinnaussichten und ebenso hohen Risiken. Du solltest daher nur "Spielgeld" investieren, auf das Du nicht existentiell angewiesen bist. Als Altersvorsorge ist Crowdinvesting ungeeignet!